- - Zuletzt aktualisiert: 5. Mai 2023
Zu den großen Sehenswürdigkeiten in Mailand gehört ein weltberühmtes Gemälde, welches voller Geheimnisse und offen gebliebenen Fragen steckt: „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci. (Hier „Das letzte Abendmahl“-Tickets sichern).
Wollte der Künstler in dem Bild wirklich das letzte gemeinsame Abendessen von Jesu und seinen Aposteln zeigen, oder soll in dem Wandgemälde der Moment festgehalten sein, wo Jesu den Verrat von einem der 12 Jünger ankündigt? Darüber wird stattlich diskutiert seit Langem.
Was ist „Das letzte Abendmahl“?
Beim Kunstwerk „Letztes Abendmahl“ handelt es sich um ein Wandgemälde, welches in den Räumen des Klosters Santa Maria delle Grazie in Mailand hängt. Das Bild hat beeindruckende Maße von 4,22 m x 9,04 m und hängt im ehemaligen Speisesaal an der Nordwand.
Gemalt wurde es in vierjähriger Entstehungszeit zwischen 1494 und 1497 vom italienischen Universalgelehrten und Künstler Leonardo da Vinci. Das Abendmahl gilt als Höhepunkt seines malerischen Schaffens.
Was ist auf dem Gemälde „Das Letzte Abendmahl“ von Da Vinci zu sehen?
Zu sehen ist auf dem Fresko die berühmte Szene aus der Bibel, wo Jesus mit seinen 12 Aposteln beim letzten gemeinsamen Essen vor seinem Tod sitzt.
Zusammen mit der Fußwaschung der Jünger gilt das letzte gemeinsame Abendmahl als wichtiges Symbol und Teil des Vermächtnisses Chrisi.
Noch heute hat „Das Letzte Abendmahl“ eine große Bedeutung in der Kirche. Denn „Genau diese beiden Handlungen rückt auch die Kirche bei der Liturgie am Gründonnerstagabend in den Mittelpunkt.
Die Messe vom letzten Abendmahl bildet dabei den Auftakt zum Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres“, wie das Portal katholisch.de im Artikel über die Bedeutung des Gründonnerstag für Katholiken schreibt.
Im Vordergrund steht eine sehr große und langgezogene Tischplatte. Diese ist mit einem feinen weißen Tischtuch und reichlich Speisen sowie gefüllten Weingläsern gedeckt.
Im Zentrum des Bildes sieht man Jesus, in rot gekleidet, mit ausgebreiteten Armen und einem leicht schräg geneigten Kopf.
Dem interessierten Beobachter wird aber nicht entgehen, dass die Szene nicht den Beginn des gemeinsamen Essens, sondern mindestens einen fortgeschrittenen Moment währenddessen oder sogar das Ende zeigt.
Denn die zentral in der Mitte liegende Speiseplatte ist gänzlich leer, und auch auf vielen Tellern finden sich nur noch Reste des Essens.
Wie deutete Leonardo da Vinci das „Letzte Abendmahl?“
Besonders interessant wird es, wenn wir die hierzu passende Textstelle aus der Bibel aus dem Evangelium von Lukas heranziehen und zum Gemälde in Kontext setzen. Ihr kennt diese bekannte Textstelle vermutlich auch aus dem Gottesdienst:
„Jesus nahm das Brot, sagte Dank und gab es den Jüngern mit den Worten: ,Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird; tut dies zu meinem Gedächtnis.` Und ebenso nahm er nach dem Mahle auch den Kelch mit den Worten: ,Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.‘“
Wie Astrid Nettling in ihrem lesenswerten Artikel im Deutschlandfunk ausführt, passt die Szene des Gemäldes jedoch nicht so recht zur zitierten Textstelle: Denn das Bild zeigt keinen Kelch, sondern nur Weingläser. Zudem herrscht recht viel Unruhe unter den Aposteln und kein achtsames Lauschen den Wortes Jesus.
Nettling folgert daraus und stellt folgende Frage:
„Geht es Leonardo gar nicht um das Abendmahl? Macht er den Betrachter stattdessen zum Zeugen jenes Augenblicks, als Jesus den ungeheuerlichen Satz ausspricht, der – einem Sprengsatz gleich – in die Abendmahlsgesellschaft hineinfällt? „Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.““
Schon der weltbekannte Schriftsteller Goethe hatte damals im Jahr 1788 die Gelegenheit, das „Letzte Abendmahl“ zu sehen. In seiner Deutung, ein 30 Seiten langer Text, ist er sich sicher, dass es sich um letzteres handelt:
Dass das Gemälde die Szene zeige, wo Jesus den späteren Verrat ankündige, wie der Artikel aus der SZ darlegt. Diese Deutung von Goethe lässt sich stützen durch die Mimik und Gestik der Apostel, die in einer offensichtlichen Aufruhr und Aufregung laut miteinander diskutieren auf dem Bild.
Wie reagieren die 12 Apostel? Deutungsversuch
- Halblinks: Bartholomäus, Jacob und Andreas bilden eine Dreiergruppe in dem Gemälde und wirken überrascht
- Die nächste Dreiergruppe im Bild halblinks wird geformt vom ebenfalls überrascht wirkenden Judas, sowie vom zornig aussehenden Petrus und geschockt dreinblickenden Johannes
- Halbrechts können wir eine weitere Dreierkonstellation ausmachen: Der aufgebracht und mit Zeigefinger gestikulierende Thomas, dann der traurig dreinblickende Jakob, und als Drittes Philip
- Ganz rechts außen finden wir die Apostel 10, 11 und 12: Simon, der von den beiden anderen Jüngern Thaddäus und Matthäus flehend angeschaut wird, als könne er mit Rat helfen
Restaurierung des Bildes
Bereits wenige Jahre, nachdem Leonarda da Vinci das Malen des Abendmahls abgeschlossen hatte, gingen die Probleme los: Es stellte sich heraus, dass die Lage des Freskos an der Nordwand im Kloster Santa Maria delle Grazie ungünstig für das Bild war. Denn das Leuchten des Gemäldes verblasste allmählich, unter anderem durch Küchendämpfe, die auf der Rückwand des Bildes aufstiegen, wo die Küche lag.
Insgesamt erlebte „Das letzte Abendmahl“ mehrere Restaurierungsvorgänge und -versuche, angefangen in 1726. Selbst ein Bombenangriff auf die Klosterkirche Santa Maria delle Grazie schaffte es nicht, das Bild zu zerstören – wenngleich große Teile der Kirche getroffen wurden. Wie durch ein Wunder, blieb das Wandgemälde von den Angriffen im Jahr 1943 verschont, wie die Welt berichtet.
Man scheute keine Mühen, um das weltberühmte Kunstwerk irgendwie zu erhalten. Im Jahr 1999 ging ein ganze 21 Jahre dauernder Restaurierungsversuch zu Ende – erfolgreich: Denn seit 1999 konnte die Öffentlichkeit wieder Zugang zum Gemälde bekommen und es betrachten.
Der Da Vinci Code als Bekanntheits-Booster für das Gemälde
Zusätzliche Berühmtheit erlangte das Werk da Vincis durch den Schriftsteller Dan Brown, der sich im Buch „Da Vinci Code“ (auf Deutsch „Sakrileg“) des Themas annahm. Der Welterfolg des Bestsellers – und der Verfilmung – hat das Besucherinteresse am „Letzten Abendmahl“ nochmals verstärkt. Seit vielen Jahren vergeht fast kein Tag in Mailand, an dem die Führungen mit neugierigen Touristen nicht ausgebucht sind.
Seit längerem gilt daher auch der Tipp, sich möglichst mehrere Monate vorzeitig sein Ticket für „Das letzte Abendmahl“ zu sichern, um das Kunstwerk anschauen zu können bei einem Besuch in der Stadt.
Übrigens war es auch Dan Brown – bzw. besser gesagt seinem Professor – aufgefallen, dass es Unstimmigkeiten in dem Bild gibt. Und genau dies weckte das Interesse des amerikanischen Autors für das Bild. In diesem Artikel wird Dan Brown zitiert, wie er „Das letzte Abendmahl“ wahrgenommen hat:
„ Ich habe dieses Bild viele Male gesehen, doch irgendwie sind mir die Merkwürdigkeiten, auf die unser Professor uns nun aufmerksam machte, vorher nie aufgefallen. Eine Hand, die einen Dolch umklammert. Ein Jünger, der eine drohende Geste am Hals eines anderen macht. Und sehr zu meiner Überraschung fehlte etwas: Der Heilige Kelch.“
Fakten zum Gemälde:
- Ausgestellt wird „Das letzte Abendmahl“ in den Räumen des Dominikanerklosters mit dem sperrigen Namen „Santa Maria delle Grazie“
- Der italienische Name für „Abendmahl“ lautet im Original „Cenacolo Vinciano“
- Entstanden ist das Wandgemälde von 1495 bis 1497 in 3 Jahren Arbeit (manche Quellen sprechen sogar von 4 Jahren Arbeit mit Beginn in 1494)
- Dargestellt wird der Moment, wo Jesus vorhersagt, dass er von einem Jünger verraten werden wird, was die Apostel schockiert
- Judas, der spätere Verräter, sitzt an vierter Stelle von links
- Das Gemälde hat riesige Dimensionen mit 9,1 Meter Breite und 4,2 Meter Höhe
- Das Kunstwerk wurde weltberühmt binnen kurzer Zeit
- Schnell ließen sich Kopien des Werks im Umlauf finden
- Durch Überschwemmungen und andere Unglücke musste das Bild häufiger restauriert werden, letztmals in einer 20-jährigen Arbeitsphase bis 1992
- Vor 5 Jahren (2017) wurde eine Million Euro gespendet von Oscar Farinetti, Gründer des in Italien bekannten Edel-Essenskaufhaus Eataly, womit das Gemälde weitere 500 Jahre geschützt bleiben soll durch ein spezielles Luftfiltrationssystem
- Die Besichtigung von „Das letzte Abendmahl“ in Mailand gehört für viele Touristen zu den Top-Highlights in Mailand und zu den am meisten erwarteten Aktivitäten neben der Besichtigung des Mailänder Doms
- Es gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen und Kontrollen beim Einlass, um die Erhaltung des Gemäldes zu gewährleisten, nur 25 Besucher dürfen jeweils gleichzeitig und für eine Zeitspanne von 15 Minuten in den Raum, wo das Gemälde ausgestellt ist
- Da so viele Menschen das Gemälde anschauen wollen, ist eine Vorab-Reservierung des Tickets nicht nur empfehlenswert, sondern in diesem Fall sogar unabdingbar in der Regel, um sicherzugehen, einen Platz zu bekommen für eine Führung und Tour mit Besichtigung des Kunstwerks; für einen Besuch an einem Wochenende ist es manchmal sogar zwingend, mehrere Monate im Voraus (!) sein Ticket zu sichern
- Es gibt Tickets für „Das letzte Abendmahl“ in Mailand, bei denen ihr neben dem Betrachten des Gemäldes selbst noch eine Führung durch die Klosterkirche Santa Maria delle Grazie bekommt inklusive interessanten Informationen zum Kunstwerk von einem professionellen lokalen Guide
- Tickets sollten 20 Minuten vor Besuch abgeholt werden am Kartenschalter
- Wer mehr von und über den Maler und Künstler hinter dem Bild, Leonardo da Vinci, erfahren und sehen möchte, kann eines der Museen in Mailand besuchen, wo noch mehr von ihm zu erfahren ist, z.B. das Leonardo da Vinci Museum Mailand
- Besuchszeiten bzw. Öffnungszeiten des Museums, wo „Das Letzte Abendmahl“ zu besichtigen ist: Dienstag bis Sonntag von 8.15 Uhr bis 18.45 Uhr nach voriger Anmeldung online oder telefonisch unter 0292800360
- Adresse: Piazza di Santa Maria delle Grazie, 20123 Milano MI, Italien
- An der Wand gegenüberliegend ist zudem noch das Fresko „Kreuzigung“ anzuschauen, welches vom Künstler Giovanni Donato da Montorfano stammt
Videobeiträge zu Da Vincis „Letztes Abendmahl“
F.a.q. – häufig gestellte Fragen
Die 12 Apostel beim Abendmahl hießen: Simon Petrus, Andreas, Jakobus (Sohn des Zebedäus), Johannes, Bartolomäus (auch Nathanael genannt), Jakobus (Sohn des Alphäus), Matthäus (auch Levi genannt), Philippus, Simon der Zelot, Judas Thaddäus, Thomas und Judas Iskariot. Der wichtigsten von ihnen war übrigens Paulus.
Ja, Leonardo da Vinci lebte sogar zweimal in der italienischen Stadt Mailand: Einmal zwischen 1482 und 1499, und dann nochmals später von 1506 bis 1513. 1482 zog er von Florenz, wo er seit seinem 5. Lebensjahr lebte, nach Mailand. Dort wurde er am Castello Sforzesco angestellt. Da Vinci hatte unter dem damaligen Herzog Luduvico Maria Sforza den Aufgabenbereich, sich um die Kunst und den Kulturbereich des Herrschaftshauses zu kümmern.
Im Jahr 1494, 12 Jahre nachdem da Vinci nach Mailand gekommen war, bekam er den Auftrag für das Gemälde. Ganze vier Jahre soll da Vinci an dem letzten Abendmahl gearbeitet haben. Der Auftraggeber war der damalige Fürst Luduvico il Moro.
In der Malerei gilt das „Letzte Abendmahl“ in der Tat als sein bekanntestes Kunstwerk neben der „Mona Lisa.“
Reise-Redakteur Christoph Erkens
Christoph ist ausgebildeter Journalist, Buchautor und Blogger. Auf Europa-Entdecker.com schreibt er zusammen mit anderen Autoren über Städtetrips, Abenteuer-Urlaube und schöne Orte in Europa. In Italien durfte er bereits mehrere Male Urlaub machen und sowohl einige der schönsten Städte, wie auch Strände kennenlernen.